Lösungen

Modellvorhaben Variowohnen Klein, flexibel und bezahlbar

Klein, flexibel und bezahlbar: Das ist die Idee hinter den Modellvorhaben „Variowohnen“, das das Bundesbauministerium im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau förderte. Im Rahmen dieses Programmes errichtete unser Team die Studierendenwohnanlage der Hochschule Bochum am Campus Velbert/Heiligenhaus.

Die innovativen Schwerpunkte der Projekte liegen in der Erprobung von besonderen Lösungen zur Bauzeitverkürzung, Senkung der Betriebskosten, Bereitstellung und Qualität gemeinschaftlich nutzbarer Flächen, Vorbereitung für das barrierefreie Wohnen sowie flexible Nachnutzungskonzepte.

Die Aufgabe

01 /05

Mit dem Programm „Variowohnen“ fördert das Bundesbauministerium preiswerten Wohnraum für Studierende und Auszubildende in Deutschland. Auf der Baufachmesse „bautec“ 2018 stellte Ministerin Barbara Hendricks der Öffentlichkeit 20 Modellvorhaben vor, die mit 37 Millionen Euro aus dem Zukunftsinnovationsprogramm der Bundesregierung gefördert werden. Eines davon sollte in Heiligenhaus entstehen. Projektarchitekt Tobias Hollender (Mitte) nahm die Förderurkunde entgegen. (Foto: BMUB/Sascha Hilgers)

Erst 2009 wurde der Campus als neuer Außenstandort der Hochschule Bochum gegründet. Mit der neuen Wohnlage steht nun auch geeigneter Wohnraum für Studierende zur Verfügung. Im März 2019 zogen die ersten Studierenden ein und hatten die Wahl zwischen zwei Wohntypen: Wohngemeinschaften und Einzelapartments.

Die Wohnungen sind mindestens 20 Quadratmeter groß – bei einer in den Förderkriterien festgelegten Warmmiete von 280 bis 300 Euro. Dafür bekommen die jungen Bewohnerinnen und Bewohner voll möblierte Wohnungen mit Küchenzeile und einem Bad sowie je zwei Zimmern. Im Untergeschoss stehen Fahrradstellplätze und eine Tiefgarage zur Verfügung. Toben und Spielen ausdrücklich erwünscht, heißt es im südlichen Teil des Erdgeschosses. Hier ist eine Kinder- und Großtagespflege eingezogen.

Schneller Bauen

02 /05

Bei den Variowohnungen sollte es vor allem schnell gehen. „Deutlich unter 18 Monaten“ lautet eines der Förderkriterien. Uns genügten lediglich zwölf Monate Bauzeit – und das bei einer weitgehend konventionellen Bauweise. Identische Grundrisse und Details erleichterten den Handwerkern die Arbeit.

„Ziel war es, eine wettergeschützte Gebäudehülle möglichst früh herzustellen um den Ausbau im Inneren ohne Zeitverlust vorantreiben zu können.“ – Tobias Hollender, Architekt, Krampe Schmidt Architekten

Fast die gesamte Außenwandkonstruktion wurde aus großen Kalksandstein-Plansteinen und Fertigstürzen errichtet. Direkt nach dem Verlegen der Spannbeton-Deckenelemente konnten die Trockenbauarbeiten und die Installation der Haustechnik beginnen. Parallel dazu blieb genügend Zeit, die Fassade aus hellem Backstein herzustellen. Die Unterseite der Spannbetondecken ist sichtbar geblieben. Das sparte Bauzeit und Kosten.

Gemeinsam Leben ohne Barrieren

03 /05

Wichtiges Förderkriterium und essenziell für das gemeinsame Zusammenleben ist die barrierearme Ausstattung: Das BBSR orientierte sich dabei am „ready“-Standard. Bei der Studierendenwohnanlage Velbert/Heiligenhaus wird der gehobene Standard „ready-Plus“ im Erdgeschoss vollständig erfüllt. Hier befinden sich barrierefreie Einzelapartments. Auf der übrigen Wohnfläche wird zunächst nur der etwas geringere Standard „ready“ erfüllt, insbesondere da ein Aufzug nicht realisiert, aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden kann.

Im Erdgeschoss befinden sich ein großzügiger Gemeinschaftsbereich und ein offenes, helles Foyer, das den Studierenden als Treffpunkt dient. Eine Dachterrasse mit Lounge-Charakter steht allen Bewohnern offen.

Flexibles Nachnutzungskonzept

04 /05

Mit den Modellvorhaben zum „Variowohnen“ will das betreuende Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung (BBSR) zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Während derzeit viele kleinere Wohneinheiten für junge Leute in der Ausbildungsphase dringend benötigt werden, sind es in zehn Jahren wahrscheinlich Wohnungen für Senioren. Projekte wie das in Heiligenhaus sollen dementsprechend für künftige Nutzungen flexibel bleiben – daher auch der Name „Variowohnen“.

Leicht veränderbare Grundrisse haben wir in Heiligenhaus bereits in der Tragstruktur angelegt: Die Geschossdecken des klar strukturierten Gebäudes sind mit weitspannenden Spannbeton-Hohldielen ausgeführt, wodurch neben den tragenden Außenwänden lediglich eine längslaufende tragende Wand nötig ist. Dadurch lassen sich die Wohnungen bei Bedarf zu größeren Einheiten zusammenschalten oder komplett verändern – etwa für die Nutzung durch Familien oder Senioren. Großzügige Geschosshöhen im Erdgeschoss lassen zudem auch andere Nutzungen, beispielsweise als Co-Working-Space, zu. Darüber hinaus können die derzeit eingeschossigen Teile aufgestockt werden und zusätzliche Nutzfläche bereitstellen.

Energie und Betriebskosten sparen

05 /05

Ein nachhaltiges Gebäude zu gestalten, war unser erklärtes Ziel. Um einen ausgewogenen Energiehaushalt zu gewährleisten, sind die Flachdächer mit einer extensiven Dachbegrünung versehen.

„Unser Wohnheim erfüllt den Passivhausstandard und ist damit sogar höherwertiger ausgeführt, als der in den Förderkriterien verlangte KfW-55-Standard.“ – Konrad Dölger, Bauleiter, Krampe Schmidt Architekten

Sowohl im Sommer als auch im Winter schafft die hochwärmegedämmte Lochfassade eine wirksame Energiebilanz.

Die Wohneinheiten verfügen über dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung, deren An- und Absaugung von außen verdeckt in die charakteristischen, schrägverlaufenden Fensterpaneele integriert ist.

Aufwendige Wartungsarbeiten, wie sie im Falle einer zentralen Lüftungsanlage anfielen, sollen so eingespart werden. Die nötige Wärmeenergie liefert ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk im Untergeschoss. Zur Senkung der Betriebskosten tragen technische Verbrauchsbegrenzer an den haustechnischen Anlagen bei.